OTZ Interview zu den Protesten von Landwirt*innen

Ein Auszug aus dem OTZ-Interview (erschienen am 15.01.2023)

Ich denke, dass die Diskussion um die Diesel-Subventionierung nur ein Symptom darstellt und die Probleme viel, viel tiefer liegen. Man müsste über die Art der Subventionsverteilung nachdenken. Dass einfach stur nach Fläche gefördert wird, sollte geändert werden. Wenn … wir eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft wollen, dann müssen die Subventionen gezielt und nicht mit der Gießkanne verteilt werden. Kleine, lokale Betriebe, die verantwortungsvoll mit Acker und Tier umgehen, sollten mehr Förderung erhalten. Dass große Investoren massenhaft Agrarflächen aufkaufen und deshalb die Preise für Flächen steigen, ist ein weiteres Thema. Leider werden diese strukturellen Probleme nur teilweise angesprochen, etwa vom Verband „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL), der vor allem kleine bis mittlere Betriebe vertritt, während der bundesweite Bauernverband Leute im Vorstand hat, die mit Lebensmittelindustrie und Handel verbandelt sind. Eigentlich ein Interessenkonflikt zu Lasten der kleineren Landwirtschaftsbetriebe.

Der Bauernverband distanziert sich von rechtsextremistischen Gruppen. Reicht das?

Die verbale Distanzierung ist ein Anfang, gelingt in der praktischen Umsetzung leider nicht immer. Natürlich gibt es auch unter Landwirten einige, die ein rechtes Weltbild pflegen. Aber wenn etwa die AfD die Proteste vereinnahmt, obwohl im Grundsatzprogramm dieser Partei die Streichung aller Subventionen gefordert wird, macht sich die Branche unglaubwürdig. Noch unerträglicher finde ich, wenn die sogenannten „Freien Greizer“ mit „Ampel-Galgen“ und „Schuldig-Bannern“ bei den Korsos in Greiz mitmachen oder rechtsextreme Strukturen wie in Gera oder Dresden die Aktionen für sich vereinnahmen. Einige dieser Leute aus dem verschwörungsideologischen und rechtsextremen Milieu wähnen sich ja kurz vor dem Systemsturz. Die verbale Distanzierung der Verbände wird in der Praxis nicht konsequent genug vollzogen, was ich für gefährlich halte.

Hier geht’s zum kompletten Artikel (€): https://www.otz.de/regionen/greiz/article241417430/Greizer-Stadtrat-aeussert-sich-kritisch-zu-Bauernprotesten.html

Kleiner Hinweis in eigener Sache: Ich hatte versucht, eine geschlechtergerechte Sprache zu nutzen, aufgrund der Länge des Interviews und des begrenzten Platzes in der Print-Ausgabe sind die Formulierungen allerdings gekürzt. In diesem Fall war mir der Inhalt wichtiger.

Bildquellen

  • Screenshot_20240115-061859: Screenshot OTZ Artikel

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